Geschichte vor Ort
„Geschichte vor Ort“: eine selbstgestaltete historische Stadtführung in Berlin
Unterricht immer nur in der Schule? Das ist doch langweilig! Um den Geschichtsunterricht abwechslungsreich zu gestalten, unternahmen zwei Geschichtskurse von Herrn Möller am 14.06.2016 einen Stadtrundgang durch Berlin. Neugierig und interessiert gingen die Schüler in den „freien Unterricht“. Um 10 Uhr trafen sich beide Klassen vor dem Reichstagsgebäude, wo sich anschließend die Kurse Go 11.2 (begleitet von Frau Schladitz) und Go 11.4 teilten. Jede Gruppe bereitete sich im vorherigen Unterrichtsblock und gegebenenfalls auch noch zu Hause auf ihre jeweiligen Themen der Berliner Wahrzeichen vor, damit sie ihren Mitschülern die jeweiligen Vorträge informationsreich vermitteln konnten.
Wir begannen unsere Führung mit dem Vortrag über den Reichstag. So haben wir erfahren, dass der Reichstag von 1884 bis 1894 von dem Architekten Paul Wallott gebaut wurde. In der Weimarer Republik diente das Gebäude der Nationalversammlung. Für ihre Aufgaben im Parlament fanden der Reichspräsident, der Reichsrat, der Reichstag Platz. Außerdem haben sie Informationen über den Reichstagsbrand, im Jahr 19933, erhalten. Der Brand beruhte auf einer Brandstiftung und die Schuld wurde von den Nationalsozialisten auf die KPD und die linksorientierten Parteien geschoben. Viele Schüler machten sich in der Zeit Notizen um diese später für einen eventuellen Test benutzen zu können. Weiter ging es zum Brandenburger Tor, jedoch machten alle einen Zwischenstopp an dem Denkmal für die im Nationalsozialismus ermordeten Sinti und Roma Europas. Schon hier kamen den ersten Schülern gemischte Gefühle auf.
Für den Vortrag des Brandenburger Tors standen wir dann im Ostteil Berlins, wo sich außerdem eine Vielzahl an Touristen versammelt hatte. Trotz der Lautstärke versuchten wir möglichst laut ihre Informationen zu überbringen. Das Brandenburger Tor hieß früher Tiergartentor, da das Bauwerk genau in der Mitte, also im Tiergarten, steht. Es trennte zur Zeiten des Kalten Krieges den Osten vom Westen. Zur Überwachung des Handels dienten die Stadttore und Stadtmauern im Mittelalter. Immer noch gut gelaunt und mit schönem Wetter ging es weiter. Nach einem etwas längeren Lauf kamen wir am Holocaust Mahnmal an. Bevor wir uns den Vortrag anhörten, liefen wir langsam durch dieses Denkmal, um zu erfahren, welche Gefühle wir dabei spürten. Nach dem wir uns am anderen Ende getroffen haben, tauschten wir unsere Eindrücke aus. Manche wurden deprimiert, traurig, fühlten sich erdrückt und eingeengt. Weitere fühlten sich klein, verunsichert, verloren oder ängstlich. Nur wenige hatten weiterhin neutrale Gefühle und konnten nicht richtig erkennen, was diese „Steine“ zu bedeuten hatten. Erst nach dem Vortrag wussten alle, dass diese grauen Quadrate die Asche der 6 Millionen ermordeten Juden darstellen soll. Es erinnerte an eine Art Friedhof und die Stille sollte zum Nachdenken anregen.
Nun waren die Schüler schon eine Weile unterwegs, so beschlossen wir eine Pause zu machen. Dafür liefen wir zu der Mall of Berlin um dort eine Stunde zu verbringen. Viele Schüler aßen etwas oder schnökerten durch die Läden. 12:30 Uhr ging es mit neuer Motivation und Kraft weiter, zu einem Teil der Berliner Mauer. Auf den Weg zeigte Herr Möller den Schülern die erste Verkehrsampel Deutschlands, diese befindet sich am Potsdamer Platz. Das Wetter hielt die Klassen plötzlich von ihren eigentlichen Plänen ab, denn durch den Regen und Gewitter mussten wir uns unterstellen und dort abwarten. Jedoch hatten die Schüler wegen des Wetters nicht gleich schlechte Laune. Genau das Gegenteil war der Fall, alle Teilnehmer waren immer noch für die restlichen Vorträge offen. Um die Wartezeit erträglicher zu machen, hielten die Gruppe ihren Vortrag über die Berliner Mauer vor dem Martin Gropius Haus. Die Berliner Mauer wurde am 13.08.1961 gebaut und am 9.11.1989 war der Fall der Mauer. Insgesamt gab es 4,9 Millionen Flüchtlinge, 138 Menschen starben an der Mauer und die Fluchten wurden mit Autos, durch einen Tunnel und anderen Möglichkeiten durchgeführt. Mit dem Fall der Mauer war auch das Ende des Kalten Krieges markiert. Als der Regen endlich weniger wurde, ging die Tour in die letzte Runde. Auf dem Weg zum Berliner Stadtschloss gingen die Schüler durch die Freiluftausstellung über das Thema Topografie des Terrors, eine Art Zeitstrahl von Deutschland 1933 bis 1945. Manche Schüler lasen sich sogar richtig fest, man ging dort also einmal durch die Geschichte. Das Wetter wurde wieder besser, nun schien die Sonne und es wurde warm. Zu der letzten Station mussten die Schüler noch einmal einen etwas längeren Weg auf sich nehmen. Ein letztes Mal mussten wir sich noch einmal konzentrieren, was manchen nicht so leicht fiel. Das Berliner Stadtschloss entstand 1443, bis zum Jahr 1918 war es 200 Jahre lang eine Burg, ein Renaissanceschloss in Cölln, eine Hauptresidenz und eine Wehranlage und am Ende die Residenz der Hohenzollern bis 1918.
1950 wurde das Stadtschloss gesprengt, denn die DDR-Führung wollte dieses Stück der preußischen Geschichte tilgen. Jedoch wird das Schloss jetzt wieder aufgebaut , hier entsteht das Humboldtforum. Gegen 14:30 Uhr wurden die Schüler am Stadtschloss entlassen.
Natürlich gab es von den Schülern verschiedene Fazite. Einige fanden es sehr gut, dass man viel gesehen hat, empfanden jedoch den langen Fußweg als sehr mühsam und negativ. Positiv für die Schüler war, dass sie die geschichtlichen Informationen sich besser vorstellen konnten. Die Schüler fanden die Art des Unterrichtes entspannter und waren offener für die Informationen, die ihnen die Mitschüler gegeben haben. Leider war es für alle schwer bei dem ganzen Berlintrubel etwas von den Vorträgen zu verstehen. Deshalb sorgten die Schüler selbstständig für Handouts, damit die Mitschüler, trotz der Schwierigkeiten, die wichtigsten Informationen haben. Die Schüler fanden den Tag sehr interessant und waren froh über eine Abwechslung vom „normalen“ Unterricht in der Schule.
Insgesamt ist es ein sehr positives Fazit und die Schüler sind offen für weitere Exkursionen, wo sie sich selbst gegenseitig etwas beibringen können.
Geschrieben von Cassandra Wiesener, 11. Jahrgangstufe , Geschichtskurs 11 (ge2Möller)