Exkursion in der Gedenkstätte Hohenschönhausen
Am 13.12.2018 haben die 13.Klassen der gymnasialen Oberstufe des Oberstufenzentrums Märkisch Oderland eine Exkursion in die Gedenkstätte der ehemaligen Untersuchungshaftanstalt des Ministeriums für Staatssicherheit nach Hohenschönhausen in Berlin gemacht.
Zunächst trafen sich die Schülerinnen und Schüler um 10 Uhr vor dem Gefängnistor und wurden dann in ihre jeweiligen Klassen unterteilt, sodass in kleineren Gruppen eine Führung durchgeführt werden konnte. Jede Führung wurde durch einen Besucherreferenten, der gleichzeitig ein Zeitzeuge war, getätigt. Zuerst wurden wir über grundlegende Informationen zu den Gebäuden und zu den geschichtlichen Hintergründen informiert. Dies fand in unterschiedlichen Seminarräumen statt.
Das ehemalige Staatsgefängnis war zunächst eine Großkantine der Nationalsozialisten, welche jedoch nach dem 2. Weltkrieg durch die Sowjets aufgrund der dezentralen Lage und der bestehenden Baracken zum „Sonderlager Nr.3“ umgebaut wurde.
In diesem Lager wurden verdächtige Personen zunächst gesammelt und später in das Speziallager Sachsenhausen transportiert.
In ca.1 1/2 Jahren wurden etwa 22.000 Menschen gefangen gehalten, von welchen ca. 1000 Personen innerhalb der Haftzeit starben. Das umliegende Industriegebiet wurde für das Verscharren der Todesopfer verwendet, was gleichzeitig der Grund für Anwohnerbeschwerden, als auch für das Ende dieses Sonderlagers Ende 1946 war.
Im Jahr 1951 wurde das Gelände zu einem Staatssicherheits-Untersuchungsgefängnis der DDR umgebaut. In diesem wurde zunächst untersucht, ob jemand für die ihm vorgeworfenen Taten schuldig war.
Vor der Verurteilung der jeweiligen Personen waren diese zunächst noch formaljuristisch unschuldig, sobald sie jedoch in das Staatssicherheitsgefängnis gelangten, galten sie de facto von Anfang an als schuldig, was die Rechtsstaatlichkeit in Frage stellt.
Aus der ehemaligen Großküche wurde so durch die Staatssicherheit auf schnellstem Wege ein Gefängnis, indem sie Fenster vergitterten, Räume aufteilten in kleinere Zellen, sowie stabile Türen einbauten. Was sie jedoch in ihren Umbauarbeiten ausließen, waren Belüftungsanlagen, Betten und Waschräume, worunter die Gefangenen besonders litten. Dieses Lager im Kellergeschoß nannten sie „U-Boot“, da es in diesem kein Tageslicht und nur schlechte Luft gab – ähnlich wie in einem U-Boot, in welches jedoch zunächst nur Personen gebracht wurden, welche angeblich politische Verbrechen begangen haben. Das „Lager X“ war ein weiteres Gefängnis, ein Strafgefängnis für gemischte Vergehen. In beiden Gefängnissen wurde zunächst mit verschiedenen Foltermethoden vorgegangen wie z.B. Wasser einlassen in die Zellen, Schläge, komplette Isolation - Methoden, die jedoch kaum äußerliche Spuren hinterließen.
Jahre später wurde ein neues Untersuchungsgefängnis in einem Neubau, sowie ein Haftkrankenhaus erbaut. In diesen herrschten bessere Bedingungen, wie Tageslicht und die Ausstattung mit einer Toilette, Waschbecken, Bett und Tisch.
Zu dieser Zeit war das gesamte Gebiet ein Sperrgebiet, welches durch Wachposten stark überwacht wurde, da niemand
wissen sollte, was in diesen Gebäuden vor sich ging. So wurde dieses Gebiet durch Produktionsstätten, Ausbildungsstellen für Stasi-Leute, aber auch durch Wachposten in Uniformen als Kaserne getarnt. Um das Sperrgebiet herum lebten viele Stasi-Familien, welche ebenfalls enormen Aufwand betrieben, damit diese Dinge nicht an die Öffentlichkeit gerieten. Anfang 1990 stürmten dann junge Bürgerrechtler Stasi-Stützpunkte und sicherten viele Dokumente, jedoch wurde das Sperrgebiet übersehen, sodass viele Details nicht mehr korrekt ermittelbar sind, jedoch mit der Hilfe von Zeitzeugen ergänzt werden können
Unser Besucherreferent klärte uns zunächst über diese geschichtlichen Hintergründe auf und teilte uns später seine persönlichen Erfahrungen mit, da dieser selbst im Untersuchungsgefängnis im Neubau war. Auch hatte dieser durch seine Töchter Kontakt mit Stasi Eltern und beschreibt diesen Kontakt als „prickelnd“, da diese, wenn sie beispielsweise ihre Töchter vom Spielen abholten zunächst Wohnräume und Bücher durchstöberten. In mitten dieser Erfahrungen, führte uns der Besucherreferent durch das Gefängnis, sodass uns bleibende Eindrücke geboten wurden. Das „U-Boot“ war unser erster Stopp: dunkle, enge Räume, mit stickiger Luft, so unser Eindruck.
Das MfS-Untersuchungsgefängnis im Neubau war schon etwas heller und besser ausgestattet. War man in diesem, so war zwar auch hier der zwischenmenschliche Kontakt untersagt, jedoch wurde man verhört und hatte bessere Lebensbedingungen. Um in diese Gefängnisse zu gelangen, wurde man bisweilen auf offener Straße festgenommen, zu einer Polizeistation gebracht und schließlich in einem Hinterhof von einem Stasi-Auto eingesammelt, in eine Schleuse innerhalb des Sperrgebiets gebracht, wo die Gefangenen dann in ihre Einzelzellen gebracht wurden.
Letztendlich war dieser Tag sehr eindrucksvoll durch persönlich geschilderte Erfahrungen und Informationen. Der Zeitzeuge konnte uns, dadurch, dass er selbst die Erfahrungen in diesem Untersuchungsgefängnis gemacht hat genaue Abläufe, als auch Eindrücke und Gefühle genau und umfangreich schildern. Für uns alle war dieser Tag sehr informativ und prägend, da durch diesen Bericht und die Führung ein neuer geschichtlicher Aspekt mit ganz neuen Bildern und Eindrücken verbunden wurde.
Anja Klinke, Geschichtskurs Möller, Jahrgangsstufe 13, Oberstufenzentrum MOL/Berufliches Gymnasium