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1990 existierten in dem zum heutigen Landkreis Märkisch-Oderland gehörenden Gebiete 13 Berufsschulen. Mit der Errichtung des OSZ Strausberg wurden 5 Berufsschulstandorte der Landkreise Seelow, Freienwalde und Strausberg weitergeführt. Die Konzentration der Ausbildungskapazität war 1993 mit der Großkreisbildung und der Errichtung des OSZ Märkisch-Oderland abgeschlossen. Heute gehören zum OSZ die Berufsschulstandorte in Strausberg, in Seelow, in Wriezen und in Bad Freienwalde. Mit dem Investitionsprogramm OSZ des Landes und dem Strukturhilfeprogramm der EU war es möglich, die in Strausberg 1991 übernommenen Häuser der 1883 hier errichteten Erziehungs- und Ausbildungsanstalt des Provincialverbandes Brandenburg-Preußen zu sanieren, auszubauen und eine moderne Sporthalle zu errichten, die sich harmonisch in das Ensemble der 3 anderen Häuser mit ihren neugotischen Fassaden einfügt. Damit ist das nach 1945 erst von der sowjetischen Armee, später von der NVA der DDR für militärische Zwecke entfremdete Objekte wieder seiner ursprünglichen Aufgabe zugeführt: Der Erziehung und Bildung von jungen Menschen!

 

Nach dem Ausbau der Standorte Strausberg und Seelow stehen nun in allen Berufsfeldern und Bildungsgängen moderne Ausbildungsbedingung zur Verfügung, die eine qualifizierte Ausbildung erlauben.

Natürlich geht das nicht im Selbstlauf. In den weltweiten wirtschaftlichen und technologischen Veränderungen wird auch die Berufsbildung sich neuen Forderungen stellen müssen. Die Chance zu nutzen, die diese Veränderung bieten, ist eine wesentliche Aufgabe für die Lehrkräfte des OSZ und alle Schüler.

Qualität der schulischen Ausbildung und Schulentwicklung hängen wesentlich vom Grad der Selbstbestimmung einer Schule und der Kompetenz der Lehrkräfte ab. Ein hoher Grad von Selbstbestimmung ist für eine berufsbildende Schule unerlässlich, weil nur dann jene Anpassungsfähigkeit erreicht wird, die den Bedürfnissen der beruflichen Praxis im Territorium und seiner Umgebung gerecht wird. Es wird in den folgenden Jahren darauf ankommen, das OSZ in seiner komplexen Struktur so zu profilieren, dass es den Veränderungen in der Lebens- und Arbeitswelt gewachsen ist. Mit dem Ausbau der Standorte Strausberg und Seelow sind durch die qualifizierte Arbeit der daran beteiligten Firmen gute Voraussetzungen für diese Aufgabe geschaffen worden.

 

 

Die Entwicklung 

 

Der Erziehungs- und Ausbildungsanstalt des Provincialverbandes Brandenburg – Preußen in Strausberg zum heutigen Oberstufenzentrum Märkisch-Oderland

 

Die Einführung des dualen Systems der beruflichen Bildung im gebiet der ehemaligen DDR erforderte im damaligen Landkreis Strausberg die Konzentration und den Ausbau der vorhandenen Ausbildungskapazitäten. Im Zuge von Untersuchungen zur Schulentwicklung fiel das Augenmerk auf militärische Objekte des ehemaligen Ministeriums für Nationale Verteidigung der DDR. Dabei erschien die sogenannte „Hauptnachrichtenzentrale“ der NVA als besonders geeignet, da bekannt wurde, dass dort vor 1945 junge Menschen ausgebildet wurden. Recherchen in Archiven der Stadt und des Landes Brandenburg, die vor allem durch eine Schülerarbeitsgruppe vorangetrieben wurden, ergaben die folgende Geschichte eines Landjugendheimes, das als erstes dieser Art in Deutschland schon 1820 auf den Grundmauern des ehemaligen Dominikanerklosters (heute Außenstelle der Kreisverwaltung)  am Ufer des Straussees gegründet wurde:

 

In dieses Landjugendheim, welches als sogenannte „Industrieschule“ (ein Begriff, der nichts mit Industrie gemein hat, sondern die Form der Eigenfinanzierung betrifft) wurden Mädchen und Knaben aufgenommen, die ohne Elternhaus oder ohne sittlichen Halt, wie man es nannte, waren. Die Knaben und Mädchen erhielten nicht nur einen rein geistigen Unterricht, sondern erlernten darüber hinaus auch handwerkliche Fertigkeiten. Knaben wurden in Garten- und Seidenbau, im Korbflechten, im Zimmern und Buchbinden unterwiesen. Mädchen im Stricken, Flicken, Spinnen, Nähen, Plätten und Brotbacken. Dies ist umso bemerkenswerter, da sich der preußische Staat zum Anfang des 19. Jahrhunderts in einer schwierigen wirtschaftlichen und politischen Lage befand. Offenbar stand der damalige Direktor Reichenbach in seiner Auffassung nicht allein, wenn er empfahl:

 

„Da die Schule bessere Menschen für den Staat bilden soll, darf das Geld kein Hindernis für ihre Errichtung bilden“.

 

1848 war die Zahl der Zöglinge an der Strausberger „Schul- und Erziehungsanstalt“ auf 163 angestiegen. Nachdem am 1.April 1878 durch ein besonderes Gesetz, dem Provincialverband Brandenburg die Fürsorge für verwaiste und haltlose Kinder übertragen wurde, begann man in der Wriezener Strasse mit dem Neubau von Häusern für eine Schul- und Erziehungsanstalt des Landes Brandenburg. 1883 waren alle Gebäude fertig gestellt und konnten bezogen werden.

In diesen Gebäuden und dem weiten Gelände, welches zur Anstalt gehörte und weit über das hinaus ging, was heute das OSZ zur Verfügung steht, wurde in den folgenden halben Jahrhundert ein Erziehungswerk gestaltet, dass gerade aus heutiger Sicht unsere größte Hochachtung verdient.

 

Nach dem Fürsorgegesetz von 1900, vor allem aber nach dem Jugendwohlfahrtsgesetz von 1922 wurde diese Anstalt im Zuge der Reformbewegung in der damaligen Pädagogik immer mehr von einer „Anstalt“, zu einem „Landjugendheim“ entwickelt. Es bot Waisen, Kindern und Jugendlichen, die wir heute als „Benachteiligte“ ansehen würden, nicht nur ein neues Zuhause, sondern auch eine Ausbildung, die ihnen, ihren speziellen Fähigkeiten entsprechende, Arbeitsmöglichkeiten eröffneten. Die Großzügigkeit der gesamten Anlage rechts und links der Wriezener Strasse wird auch heute noch an den eindrucksvollen neugotischen Fassaden der Häuser deutlich. Um 1920 gehörten zum „Landjugendheim“, nicht nur mehrere, für Mädchen und Jungen getrennte Wohnheime, Werkstätten, Unterrichtsräume und Gärten, sondern auch eine Druckerei, eine Windmühle, eine mehrere hundert Plätze bietende Festhalle mit Orgel und ein großer Sportplatz. Selbst ein eigenes Erholungsheim mit 45 Plätzen stand in Deep an der Ostsee Kindern und Jugendlichen zur Verfügung. Es war offenbar eine mannigfaltige und umfangreiche Erziehungsarbeit, die hier von Lehrern du Erziehern geleistet wurde, wenn man sich vergegenwärtigt, dass in diesem „Landesjugendheim“ mehr als 400 Kinder wohnen und nochmals so viele in „Familienpflege“, d.h. in kleinen Familien mit Erziehern, in einer Dienststellung oder sich in der Berufslehre befanden. Eine Schrift von 1930 schließt mit folgenden Worten des ehemaligen Direktors Bredereck:

 

„Jedes Kind hat ein Recht auf Erziehung und Rechte erfordern Pflichten. Die schönste Pflicht ist aber, Kindern trotz aller Not der Gegenwart nicht ihre Jugendzeit verkümmern zu lassen und ihnen eine Zukunft zu bieten“.

 

Mit dem Ende des 2. Weltkrieges nahm die sowjetische Armee hier Quartier. Später wurde das gesamte Areal dem Innenministerium der 1949 gegründeten DDR übergeben. 1956 wurde die Nationale Volksarmee der DDR Herr dieser Liegenschaft und gestaltete alle Häuser für die militärische Verwendung um.

1990 fanden wir die Gebäude in einem erschreckend verwahrlosten Zustand vor. Mit der Bewilligung eines Strukturhilfeprogramms der EU konnte 1993 mit dem Umbau und der Sanierung der Gebäude begonnen werden. 1997 waren alle Arbeiten, einschließlich der Errichtung einer modernen, in das Ensemble der übrigen drei Häuser mit ihren neugotischen Fassaden passenden Sporthalle, abgeschlossen. Damit verfügt das OSZ am Standort Strausberg über eine attraktive berufliche Schule, in der die Bildungsgänge der Berufsschule, der Fachoberschule, der Berufsfachschule, der Fachschule und der berufsorientierten gymnasialen Oberstufe integriert sind.