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Geschichtsworkshop der 13er in der Gedenkstätte Hohenschönhausen

„3 Leute wollen ein Wildschwein fangen. Ein Physiker, ein Mathematiker und ein Stasi-Beamter. Die beiden Wissenschaftler überlegen und denken sich Formeln aus, um das Tier zu fangen. Der Stasi-Beamte stürmt hinterher in den Wald. Stunden später sieht man ihn auf einer Lichtung, in der Hand einen Hasen. Mit der anderen schlägt er den Hasen und brüllt: Gib zu, dass du ein Wildschwein bist.“

frei nach Mario Thom

 Am 12.12.2013 unternahm der Geschichtskurs aus dem 13. Jahrgang des Oberstufenzentrums Strausberg eine Exkursion zur Gedenkstätte Hohenschönhausen in Berlin. Nach einigen Suchen und Fragen schafften es alle, nach und nach vor das große Eingangstor der ehemaligen STASI-Untersuchungshaftanstalt der DDR. Die circa 60 Schüler waren mehr oder weniger motiviert und hegten nicht große Hoffnungen an den Tag. Viele erwarteten ein trockenes Referat von einer eingestaubten Persönlichkeit. Doch es sollte anders kommen: 

Nach einem Gruppenfoto auf der Treppe des heutigen Hauptgebäudes begann das Seminar „Gelebte Geschichte“. Wir wurden in einen Raum geführt, wo schon die Hauptpersonen des Seminars warteten. Nach einer kurzen Einführung wurden uns die beiden Zeitzeugen Mario Thom und Jürgen Breitbart vorgestellt. Unser Jahrgang wurde in drei Gruppen unterteilt. Kurze Zeit später standen wir schon auf dem nicht nur durch die Temperaturen kalt wirkenden Hof und lauschten vor dem als U-Boot bezeichnenden Gefängnisbereich, wo die Gefangenen unter folterähnlichen Zuständen lebten. Auf sympathische und auch humorvolle Art begann Mario Thom von seinen eigenen Erlebnissen zu erzählen in den Achtzigern, als er mit 17 Jahren bei Ungarn als Republikflüchtiger verhaftet wurde. Er selbst war nicht in der Untersuchungshaftanstalt in Hohenschönhausen gewesen, aber egal wo man gefangen war, in der DDR erlebte man die gleichen Verhöre und Gefängnisaufenthalte. Sein humorvolles Auftreten vertrat er mit der verständlichen Erklärung, dass es ihn kaputt machen würde, wenn er täglich darüber erzählen müsste, wie schwer diese Zeit war.

Im U-Boot liefen wir durch schmale, dunkle und unheimliche Gänge, die einen leicht modrigen Geruch verbreiteten. Die Atmosphäre war sehr unangenehm und der Ort wirkte bedrückend und gefährlich. Hier wurden Menschen in schmale Abschnitte eingeschlossen und mussten über Stunden in stehender, duckender oder hockender Stellung verharren. Es gab gar keine Fenster, die Zellen waren finster. In Sammelzellen wurden bis zu zwanzig Gefangene zusammengepfercht wurden. Frauen verschimmelten oft die Haare, sie behielten die ursprüngliche Kleidung an, mit denen sie verhaftet wurden. Toiletten bestanden oft aus Eimern. Und gerne wurden noch Foltermethoden wie die Tropfentechnik verwendet. Nichts erinnerte mehr an die Großküche, die das Gelände vorher einmal war. Nach dem Krieg hatten die Sowjets einen Ort des Schreckens in einem Sperrbezirk. 44 Jahre wurden in Hohenschönhausen Menschen allein schon wegen einem anderen Denken als die Regierung es vorgab gefangen genommen, verhört und gefoltert. Nach Stalins Tod 1953 setzte das Gefängnis auf psychische Folter. Und das auf eine abartige Art und Weise. Die Beamten von Verhör wurden sogar regelrecht dazu ausgebildet. Für uns war es kaum vorstellbar, dass diese Zeit noch gar nicht so lange her ist.

Herr Thom ließ uns viel an seiner humorvollen Weisheit teilhaben. Bei der weiteren Führung durch andere Gefängnisbereiche erzählte er von den Entführungen durch als Lieferwagen getarnte Transporter und Vorkehrungen, dass Gefangene einander niemals in die Augen sehen. Kopfschüttelnd reagierten wir auch auf die Aussage, dass die Regierung zum Teil ihre eigenen Leute verhaftete, wenn sie nur minimal was kritisierten. Dabei hielt er uns immer wieder vor Augen, wie wichtig es ist, für eine bessere Zukunft zu kämpfen und sich gegen Zwang und Diktatur aufzulehnen. Nur so kann man etwas bewegen und sein Leben verbessern. Auch wenn Gefahr droht von der Regierung, nur mit Mut und Zivilcourage kommt man vorwärts. Und auch wenn tausende Menschen gequält wurden, es hatte ein Ende. 

Und auch unsere Generation muss handeln, dass legte Herr Thom uns nah. Wir müssen uns gegen NSA und Spionage wehren.

Nach der Führung arbeiteten wir noch in Gruppen Vorträge aus und hielten diese vor den Lehrern, dem Zeitzeugen, Museumslehrern und unseren Mitschülern. Dies war der eher langweilige arbeitsintensive Teil des Tages. 

Aber man muss dazu sagen, wir haben eine Menge gelernt und auch Verständnis für eine Zeit aufgebracht, in der unsere Eltern lebten. Die „DDR“, die bei Herr Thom „Drei Doofe regieren“ heißt, endete mit einer freien Zukunft, die wir beschützen müssen.

Antonia Moritz, Geschichtskurs 13. Jahrgangsstufe, Berufliches Gymnasium /OSZ Märk. Oderland 

Dezember 2013