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Die Stasi – gerissen, manipulativ und allwissend

Was war die Stasi, welche Ziele verfolgte sie und mit welchen Mitteln versuchte sie, diese zu erreichen? Um diese Fragen zu beantworten, besuchten die Schülerinnen und Schüler der 13/3 am 12. Dezember 2019 die Bundeszentrale für Stasiunterlagen (BStU) in Berlin-Lichtenberg, und erarbeiteten sich in einem Workshop mit den dort vorhandenen Informationen selbständig neues Wissen zu einem besonderen Aspekt der deutschen Geschichte nach 1945. 

Zu Beginn wurden wir freundlich mit Kaffee und Gebäck empfangen und  Leiterin des Workshops informierte uns über allgemeine grundlegende Aspekte über die Stasi und über die DDR. 

Der Begriff „Stasi“ ist die Kurzform für „Staatssicherheit“, die wiederum eine verkürzte Form der offiziellen Bezeichnung für das Ministerium für Staatssicherheit (MfS) war. Es wurde am 8. Februar 1950 gegründet und unter der Leitung sowjetische Geheimdienstes aufgebaut und geführt. Es war zeitgleich der Auslandsnachrichtendienst, eine Ermittlungsbehörde und die innenpolitische Geheimpolizei der DDR. Der MfS unterlag der Kontrolle der SED und sah sich als das „Schild und Schwert“ der Partei an. 

Wenn man an die Stasi denkt, verbindet man diese Institution häufig mit Erich Mielke. Er war von 1957 bis 1989 Minister für Staatssicherheit und Mitglied der SED. Wir haben uns vor Ort seine Büroräume angeschaut. Die Erkundung seines ehemaligen Dienstzimmers verwunderte uns auf den ersten Blick, war es doch alles sehr minimalistisch eingerichtet, was wir nicht vermutet hatten. Gemäß der kommunistischen Ideologie war alles zunächst auf den Wohlstand des Landes und nicht auf die persönliche materielle Bereicherung des Einzelnen ausgerichtet. 

Nach einer kleinen Pause bildeten wir dann vier Arbeitsgruppen. Jede Gruppe hatte ein Thema, welches es näher bearbeiten sollte. 

Gruppe 1 sollte sich mit der Verpflichtung eines inoffiziellen Mitarbeiters (IM) beschäftigen. IMs dienten quasi als menschliche Informationsquellen für die Stasi. Deren Aufgaben waren es, Informationen, wie staatsfeindliche Äußerungen und Unternehmungen, an die Stasi weiter zu leiten. Ein Beispiel hierfür war ein 16-jähriges Mädchen. Unter einen Vorwand wurde sie zu einem Gespräch ins Zimmer des Direktors ihrer Schule gerufen. Am Anfang wurden typische Themen zur Eröffnung eines Gesprächs besprochen. Ein Beispiel hierfür ist ihr beruflicher Werdegang. Den Menschentyp, den die Stasi als IM suchte, waren leistungsstarke und in der Gesellschaft anerkannte Menschen. Kinder beziehungsweise Jugendliche konnten zusätzlich leicht manipuliert werden. Danach gab es ein weiteres Gespräch. Wenn dieses erfolgreich verlief, war die Person ein inoffizieller Mitarbeiter

Die Gruppe 2 ging der Frage nach, was mit Menschen passierte, die sich der Arbeit als IM verweigerten. Das Beispiel war hier auch wieder ein Mädchen, welches nach deutlicher Verweigerung als Spitzel zu arbeiten, nicht ihr gewünschtes Studium beginnen konnte. 

Das Thema der Gruppe 3 beinhaltete die Art und Weise, wie die Stasi ermittelte. Ermittlungen wurden zum Beispiel gegen sog. Staatsfeinde eingeleitet. Beispielsweise wurden Graffiti an Hauswände gesprüht, um gegen die Regierung zu protestieren. Die Gründe für die Proteste waren beispielsweise, dass die Menschen sich bevormundet und in Ihrer Lebensweise eingeschränkt gefühlt haben. Sie sollten, so die Einschätzung der Stasi, damit die DDR herabwürdigen. Die Stasi war mit allen Behörden der DDR vernetzt und konnte dadurch Informationen oder Hinweise schnell sammeln, verarbeiten und weiterleiten, bis die Täter identifiziert waren. 

 Gruppe 4 erarbeitete die Konsequenzen. Die Personen, die protestierten, waren „Verräter“ der DDR und wurden für Ihre „Taten“ angeklagt. Oft wurden sie für sehr lange Zeit inhaftiert und im Gefängnis gefoltert. Familie, Freunde und Bekannte konnten  beobachtet und ausspioniert werden. Es wurden Gerüchte verstreut und das Ansehen dieser Menschen in der Gesellschaft verschlechtert. Die Stasi hatte weitreichende Informationsquellen. Zu dem kamen die etlichen Kameras, die sie in Jacken beispielsweise versteckten, oder Tonaufnahmegeräten in Türen, Uhren oder in den Wänden hinzu.

Zum Schluss gab es noch einen Einblick in das Archiv der BStU. Von den insgesamt 111.000 laufenden Metern Akten, sind in Berlin-Lichtenberg ca. 40 Prozent  davon vorhanden. 

Damals wusste niemand, wie weit die Organe der Staatssicherheit reichten, erst heute ist es einem bewusst, mit welcher Raffinesse, die Stasi an ihr Wissen kam. 

Abschließend möchte ich die Beurteilung meiner Klasse für diesen Workshop darstellen: Sie bewertete den Tag als positiv und informationsreich. Das Highlight war für sie der Einblick in Originalakten im Archiv. Einzig negativ war, dass sich in der zur Verfügung stehenden Zeit nicht umfangreicher und auf selbständiger Weise die Ausstellung angeschaut werden konnte. Insgesamt war der Tag in der BStU und der dazugehörige Workshop eine persönliche Bereicherung für uns, die wir jeden nur empfehlen können.

Vivian Berlin, Geschichtskurs 13/3 (Möller), Berufliches Gymnasium/ OSZ Märkisch-Oderland