Startseite
Aktuelles
Bildungsmöglichkeiten
Berufsschule
Berufsfachschule Soziales
Fachoberschule
Berufliches Gymnasium
Fachschule
Volkshochschule (ZEM)
Besonderes
Vertretungsplan
Service
Struktur
Nützliche Links
Suche

Liebe Schülerinnen und Schüler, hier findet Ihr eine Liste historischer Fachbegriffe des 1. Halbjahres in der 13. Jahrgangsstufe. Alle aufgeführten Fachtermini werden im Unterricht thematisiert und sind für das Verständnis und die Darstellung historischer Sachverhalte oder Entwicklungen von großem Nutzen. Die hier aufgeführten Begriffe und ihre Bedeutung sind nach Ihrer Behandlung im Unterricht und in Leistungskontrollen verbindlich. 


Die Weimarer Republik

Arbeiterbewegung
Gesamtheit der Gewerkschaften, Parteien und Arbeiterbildungs- und kulturvereine, die seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts versuchten, die Lage der Arbeiter zu verbessern.

Demokratie
(griech. demokratia = Herrschaft des Volkes)
Demokratie ist eine Regierungsform, in der der Wille des Volkes ausschlaggebend ist. Die direkte Demokratie beruht auf der unmittelbaren Teilhabe der Bürger an den politischen Entscheidungen, sie setzt damit Überschaubarkeit der Bevölkerungszahl, des Staatsgebietes und der politischen Probleme voraus. Die moderne Form der Demokratie entwickelte sich in den europäischen Nationalstaaten als mittelbare oder repräsentative Demokratie, d. h. die Herrschaft wird nicht direkt vom Volk ausgeübt, sondern durch vom Volk gewählte Repräsentanten, die Abgeordneten.
Kennzeichen der modernen, freiheitlichen Demokratie sind:
- Garantie der Menschenrechte,
- allgemeines, gleiches, geheimes und freies Wahlrecht,
- Gewaltenteilung,
- Parlamente, Mehrparteiensystem,
- Minderheitenschutz.

Dolchstoßlegende
Sachlich unhaltbare Behauptung, dass die Niederlage der Mittelmächte im Ersten Weltkrieg nicht auf Überlegenheit der Gegner, sondern auf Versagen der politischen Führung und auf zersetzende Wirkung sozialistischer und pazifistischer Kräfte auf die 'im Felde unbesiegte' Armee zurückzuführen sei. Der Vorwurf, erstmals von Hindenburg im Nov. 1919 formuliert, wurde von konservativ-nationalistischen Kreisen zur Propaganda gegen die Republik genutzt und trug zur Abneigung gegen den neuen Staat bei.

Erfüllungspolitik
Von den Regierungen der Kanzler Wirth und Stresemann angestrebte strikte Einhaltung der Versailler Vertragsbestimmungen, bes. in bezug auf Reparationszahlungen und Rüstungsbeschränkungen, mit dem Ziel, guten Willen zu zeigen, um so die Grenzen der Leistungsfähigkeit des Deutschen Reiches unter Beweis zu stellen und eine schrittweise Revision (Rücknahme) der Bestimmungen zu erreichen. Von den Gegnern der Weimarer Republik wurde diese Politik als Verzichtpolitik denunziert; Erzberger und Rathenau wurden als ihre Vertreter ermordet.

Freikorps
Nach dem Ersten Weltkrieg meist von Offizieren, die nicht in die Reichswehr übernommen wurden, als militärische Freiwilligenverbände gegründet; politisch rechtsextrem. Von der Reichsregierung unterstützt und im Grenzschutz im Osten des Reiches (Baltikum, Oberschlesien) sowie im Reich gegen Linksradikale eingesetzt.

Harzburger Front
In Bad Harzburg im Oktober 1931 geschlossenes Bündnis der NSDAP mit der DNVP, dem Stahlhelm und anderen rechtsgerichteten Kräften als 'nationale Opposition' gegen die Regierung Brüning.

Hitlerputsch (auch: Hitler-Ludendorff-Putsch)
Misslungener Putschversuch der NSDAP unter Hitler, der von General Ludendorff unterstützt wurde. Die Putschisten wollten in der Nacht auf den 9. November 1923 in München die Macht ergreifen und von dort in einem 'Marsch auf Berlin' die Regierung absetzen und die Weimarer Republik stürzen.

Inflation (lat.: Aufblähung)
Geldentwertung durch Erhöhung der Geldmenge oder Umlaufgeschwindigkeit, ohne dass die Gütermenge im gleichen Umfang zunimmt. Folgen sind steigende Preise und damit Kaufkraftschwund, Entwertung von Sparguthaben, 'Flucht in die Sachwerte', Warenhortung und Hamsterkäufe. Durch Inflationen werden Bezieher fester Einkommen und Gläubiger geschädigt, nicht aber Besitzer von Sachwerten und Schuldner. Die soziale Ungleichheit zwischen Sachwertbesitzern und Lohnempfängern nimmt zu. Die Ursache galoppierender Inflationen (Hyperinflation) ist häufig der Geldbedarf des Staates in Kriegszeiten, wenn Rüstungsausgaben nicht durch Steuereinnahmen finanziert werden können. Im und nach dem Ersten Weltkrieg kam es in fast allen Krieg führenden Staaten zu gewaltigen Inflationen (Hyperinflation)

Kapp-Putsch
Rechtsradikaler Umsturzversuch des nationalistischen Politikers Wolfgang Kapp
gegen die Weimarer Republik und die Reichsregierung im März 1920. Der Kapp-Putsch scheiterte nach wenigen Tagen infolge eines Generalstreiks der Arbeiter.

Locarnovertrag
1925 abgeschlossener Vertrag des Deutschen Reiches mit Frankreich und Belgien, in dem
G. Stresemann als Außenminister die Unverletzlichkeit der Westgrenze des Reiches garantierte und damit eine Entspannungspolitik mit den Alliierten einleitete.

Nationalversammlung
Bezeichnung für ein gewähltes Parlament von Abgeordneten, die in der Regel im Verlauf einer Revolution damit beauftragt werden, eine Verfassung für die gesamte Nation auszuarbeiten. Beispiele für Nationalversammlungen sind die französische Nationalversammlung von 1789, die deutsche Nationalversammlung von 1848/49 in der Frankfurter Paulskirche und die von 1919 in Weimar.

Notverordnung
Die Weimarer Reichsverfassung räumte dem Reichspräsidenten mit dem Art. 48 das Notverordnungsrecht ein, mit dem er in Krisenzeiten Gesetze erlassen und Grundrechte befristet außer Kraft setzen konnte. Notverordnungen heben die Gewaltenteilung auf. Allerdings musste der Reichspräsident diese mit Art. 48 erlassenen Notverordnungen dann wieder außer Kraft setzen, wenn der Reichstag dies verlangte. Reichspräsident Hindenburg und der von ihm ernannte Reichskanzler Brüning und seine Nachfolger nutzten dieses Recht extensiv aber in missbräuchlicher Weise.

Novemberrevolution
Die Marinemeuterei löste die Novemberrevolution 1918 aus. Sie führte zur Abdankung des Kaisers, zur Ausrufung der Republik sowie zur Einberufung eines Rats der Volksbeauftragten. Die rechtsextremen Republikgegner verunglimpften daher später die Politiker, die zur Abschaffung der Monarchie und zum Systemwechsel beitrugen, als 'Novemberbrecher'.

Passiver Widerstand
Versuch, durch gewaltlosen Widerstand und Leistungsverweigerung oder Boykott den Gegner zum Abbruch seiner Gewaltherrschaft oder Unterdrückungsmaßnahme zu veranlassen. Von Gandhi gegen die britische Kolonialmacht, von der deutschen Bevölkerung 1923 nach der französischen Besetzung des Ruhrgebiets im sogenannten Ruhrkampf gegen Franzosen und Belgier angewandt.

Präsidialkabinett
Präsidialkabinette wurden in der Endphase der Weimarer Republik (1930-1933) von Reichspräsident Hindenburg installiert. Diese Regierungen verfügten nicht über eine Mehrheit im Parlament, sondern waren vom Reichspräsidenten abhängig Sie regierten häufig mit Hilfe von Notverordnungen (Art. 48 der Weimarer Reichsverfassung).

Rapallovertrag
Deutsch-sowjetrussischer Vertrag, der 1922 in Rapallo, einem Seeort an der italienischen Riviera, abgeschlossen wurde und eine Annäherung zwischen den beiden früheren Gegnern aus dem Ersten Weltkriegs signalisierte.

Räterepublik
Staatsform ohne Gewaltenteilung. Vertreter der Arbeiter, Soldaten und Bauern werden mit überparteilichen Listen in Betriebs-, Wohn- oder Verwaltungseinheiten gewählt, sind an Aufträge und Weisungen der Wähler gebunden ('imperatives Mandat') und jederzeit abwählbar. Die jeweiligen Räteorgane (Zentralrat o.ä.) besitzen volle Gewalt. Das Rätesystem erstrebt eine 'direkte' Demokratie.

Rechtsstaat
Staatswesen, in dem die Macht des Staates vom Recht bestimmt ist und durch das Recht eingegrenzt wird. Im Rechtsstaat sind alle staatlichen Organe dem geltenden Recht verpflichtet und einer unabhängigen Gerichtsbarkeit unterworfen. Der Einzelne genießt im Rechtsstaat durch garantierte ?Grundrechte Rechtssicherheit.

Reichskanzler
1. Im Deutschen Reich 1871 - 1918 vom Kaiser ernannter höchster Reichsbeamter, der zugleich Vorsitzender des Bundesrats und in der Regel auch preußischer Ministerpräsident war.
2. In der Weimarer Republik Leiter der Reichsregierung. Der Reichskanzler war vom Vertrauen des Reichspräsidenten abhängig, der ihn ernannte und auch entlassen konnte.

Reichspräsident
Staatsoberhaupt des Deutschen Reiches 1919 - 1934. Der nach der Weimarer Verfassung direkt vom Volk auf sieben Jahre gewählte Reichspräsident verfügte über eine außer-ordentliche Machtfülle, da er unter anderem den Reichstag auflösen konnte, den ?Reichskanzler ernennen und entlassen durfte und die Möglichkeit hatte, nach Art. 48 der Verfassung ohne Zustimmung des Parlaments Notverordnungen zu erlassen.

Reichsrat
In der Weimarer Republik die Ländervertretung, die als zweite Kammer des Parlaments mit dem Reichstag die ?Legislative bildete.

Reichstag
1. Seit dem Mittelalter Bezeichnung für die Vertretung der Stände im Deutschen Reich.
2. Seit 1867/1871 Bezeichnung für die Volksvertretung zunächst im Norddeutschen Bund, dann
3. im Deutschen Reich von 1871 bis 1945. Entscheidenden Einfluss auf die ?Exekutive konnte der Reichstag nur in der Zeit der Weimarer Republik nehmen. Im 'Dritten Reich' hatte der Reichstag nach dem Ermächtigungsgesetz nur noch dekorative Bedeutung, existierte aber bis zum Ende der NS-Herrschaft fort. Heute ist das Gebäude des Reichstags in Berlin Sitz des Deutschen Bundestages.

Reparationen
Geldzahlungen oder Sachleistungen eines besiegten Staates an den Sieger zur Behebung von Kriegsschäden. Politisch außerordentlich Folgenreich waren die Reparationsforderungen der Alliierten nach dem Ersten Weltkrieg. Deutschland sollte 132 Mrd. Goldmark bezahlen. Allerdings wurden während der Weltwirtschaftskrise 1932 die Reparationszahlungen erlassen.

Revisionspolitik
Allgemein Bezeichnung für eine Politik, die bestehende Verträge durch Verhandlungen abändern möchte, ohne sie als Ganzes in Frage zu stellen; speziell Bezeichnung für die Leitlinie der Außenpolitik der Weimarer Republik, die eine Änderung des Versailler Vertrages erstrebte.

Spartakusbund
Am 1.1.1916 als linke Opposition gegen Kriegspolitik der SPD gegründet, geführt von Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg (die das Spartakusprogramm prägt und anstelle einer bolschewistischen Kaderpartei einen demokratischen Kommunismus anstrebt). Die Spartakisten scheitern in der 'Novemberrevolution' 1918 und im Januaraufstand 1919, verschmelzen mit der KPD.

Versailler Vertrag
Bezeichnung für den Teil der Pariser Vorortverträge von 1919, in dem die Friedens-bestimmungen für das Deutsche Reich festgelegt wurden. Nicht zuletzt wegen des Artikels 231, der die Alleinschuld Deutschlands für den Ausbruch des ersten Weltkriegs enthielt, wurde der Versailler Vertrag von den meisten Deutschen abgelehnt. Die rechtsradikalen Parteien diffamierten das Vertragswerk als 'Schanddiktat' und geißelten die demokratischen Politiker, die den Versailler Vertrag unterschrieben, als 'Erfüllungspolitiker'. Alle Regierungen der Weimarer Republik betrieben eine Politik, die auf eine Abänderung von Bestimmungen des Versailler Vertrags zielte.
Inhalt:
Alle Kolonien, Elsass-Lothringen, Danzig, das Memelland, der polnische 'Korridor' sind abzutreten, nach Abstimmungen auch Eupen-Malmedy, Nordschleswig, Teile Oberschlesiens; Saargebiet wird besetzt; Reparationen (Höhe zunächst offen); Heeresgröße auf 100 000 Mann festgelegt (Marine 15000); Verbot, Österreich als Teil des Reiches zu integrieren; Festschreibung der Kriegsschuld Deutschlands.
Folgen:
In Deutschland muss die Demokratie für die Folgen des gescheiterten Kaiserreichs eintreten.

Weimarer Koalition
Regierungsbündnis zwischen SPD, Zentrum und DDP seit der Weimarer Nationalversammlung; schafft stabile Verhältnisse bis zum Verlust der absoluten Mehrheit 1920. Später durch Einbeziehung der DVP zur 'Großen Koalition' erweitert (1923, 1928-1930).

Weltwirtschaftskrise
Nach dem Crash des 'Black Friday' an der New Yorker Wall Street Ende Oktober 1929 setzte in den darauffolgenden Jahren eine Wirtschaftskrise bis dahin unbekannten Ausmaßes ein, die auf Grund der schon damals weltweiten Verflechtung von Wirtschaft und Industrie die weitaus meisten Staaten der Erde betraf. Die Weltwirtschaftskrise führte zu einem immensen Produktionsrückgang und einer Massenarbeitslosigkeit, die in vielen westlichen Industrieländern auf über 20 % anwuchs. Ende 1932 erreichte die Weltwirtschaftskrise ihren Höhepunkt.

Zentrum
(eigentlich: Deutsche Zentrumspartei)
Bezeichnung der 1870 gegründeten und in Vorläufern seit 1852 bestehenden Partei des deutschen Katholizismus, die im Kaiserreich nach 1918 und vor allem in der Weimarer Republik eine Schlüsselstellung innehatte und von 1919 bis 1932 an allen Regierungen beteiligt war. 1933 löste sich das Zentrum auf. Seine Neugründung nach 1945 blieb ohne politischen Einfluss. Allerdings wurde die CDU von früheren Zentrumspolitikern wie Konrad Adenauer mitbegründet.


Der Nationalsozialismus

Annexion
Gewaltsame Aneignung eines fremden Staatsgebietes

Anti-Hitler-Koalition
Die Anti-Hitler-Koalition war ein informelles Zweckbündnis zwischen den USA, Großbritannien und der UdSSR mit dem einzigen Ziel, Hitler zu besiegen. Die USA bauten seit 1939 ihre Neutralitätsgesetzgebung ab, um Großbritannien und seine Verbündeten gegen Deutschland unterstützen zu können. Trotz der Spannungen zwischen Großbritannien und der UdSSR kam es ab 1941 zur Zusammenarbeit zwischen den 'Großen Drei'. Seit Ende 1942 gewann die Anti-Hitler-Koalition die militärische Überlegenheit und Initiative im europäischen Krieg. Auf mehreren Konferenzen während des Krieges (z.B. Teheran 1943, Jalta 1945) stimmten die drei Alliierten ihr militärisches Vorgehen ab und berieten darüber, wie Deutschland nach dem Krieg behandelt werden sollte.

Antisemitismus
Ablehnung oder Bekämpfung von Juden aus rassischen, religiösen oder sozialen Gründen. Der Begriff wurde im Jahre 1879 geprägt, aber Judenfeindschaft gab es schon in der Antike und im Mittelalter. In der zweiten Hälfte des 19. Jh. entwickelte sich ein rassisch begründeter Antisemitismus, mit dem gesellschaftliche Konflikte auf die Juden als Feindbild übertragen wurden. In der NS- Ideologie bildete der Antisemitismus ein zentrales Element. Das NS-Regime setzte seinen Rassen-Antisemitismus systematisch bis zum Völkermord um.

Appeasement
(engl. = Beschwichtigung, Beruhigung)
Appeasement wird als Schlagwort gebraucht, um in abwertendem Sinne eine Politik des ständigen Nachgebens und sogar der Feigheit, besonders totalitären Staaten gegenüber, zu bezeichnen. Appeasement war ein polemischer Vorwurf an die britische Außenpolitik in den Jahren 1933-1939, insbesondere für den Versuch der Regierung Chamberlain seit 1937, durch Zugeständnisse an Deutschland und Italien den Frieden zu erhalten. Es war eine Politik, die dem aggressiven nationalsozialistischen Drängen ständig nachgab und in dem Münchener Abkommen gipfelte.  Als das Deutsche Reich im Frühjahr 1939 die 'Rest Tschechei' annektierte, scheiterte die Appeasementpolitik.

Bedingungslose Kapitulation
(englisch 'Unconditional Surrender'), von Roosevelt und Churchill auf der Konferenz von Casablanca (14.-26.1.1943) beschlossen, bedeutet vollständige militärische Niederlage der Achsenmächte, Waffenniederlegung ohne politische Verpflichtungen der Sieger. Nach Unterzeichnung der bedingungslosen Kapitulation durch die deutsche Wehrmachtsführung ging die Souveränität über Deutschland an die Siegermächte (Alliierter Kontrollrat) über.

Deutsche Arbeitsfront
Nach der Zerschlagung der Gewerkschaften 1933 wurden die Arbeitgeber- und Arbeitnehmerverbände in der deutschen Arbeitsfront (DAF) zwangsvereinigt ("Volksgemeinschaft"). Die Löhne und Arbeitsbedingungen wurden von "Treuhändern der Arbeit", also letztlich vom nationalsozialistischen Arbeitsministerium festgelegt.

Diktatur
ein auf Gewalt beruhendes, uneingeschränktes Herrschaftssystem eines Einzelnen, einer Gruppe oder Partei. In modernen Diktaturen ist die Gewaltenteilung aufgehoben; alle Lebensbereiche werden staatlich überwacht; jegliche Opposition wird unterdrückt. Typische Merkmale von Diktaturen im 20. Jh. sind staatliche Propaganda mit Aufbau von Feindbildern sowie Abschaffung der Meinungs- und Pressefreiheit; politische Machtmittel sind die Androhung und/der die Ausübung von Terror und Gewalt. Beispiele für Diktaturen sind der Nationalsozialismus in Deutschland, der Stalinismus in der Sowjetunion, die Alleinherrschaft Francos in Spanien oder die Herrschaft der SED in der DDR. Wird die uneingeschränkte Staatsgewalt durch Befehlshaber der Streitkräfte ausgeübt, spricht man von einer Militärdiktatur (Junta).

Drittes Reich
Ursprüngliche Bezeichnung aus der christlichen Heilsgeschichte für das Reich des Heiligen Geistes; von Hitler und der NSDAP zeitweilig als Selbstbezeichnung für die eigene Diktatur benutzt; seither allgemein übliche Bezeichnung für die Zeit des NS-Staats in Deutschland zwischen 1933 - 1945.

Einparteienstaat
(Gegenbegriff: Mehrparteiensystem, siehe auch Pluralismus)
Im Einparteienstaat sind außer der Staatspartei alle anderen Parteien verboten oder gleichgeschaltet. Politische Macht ist im Einparteienstaat monopolisiert, der Aufbau von Staat und Partei ist parallel, Regierungsstellen werden zumeist von Parteifunktionären besetzt. Beispiele: NS-Staat, UdSSR und DDR.

'Endlösung der Judenfrage'
Auf der Wannsee-Konferenz 1942 wurde die "Endlösung der Judenfrage"
beschlossen, also die systematisch und fabrikmäßig organisierte
Tötung der europäischen Juden.

Ermächtigungsgesetz
Verzicht des Parlaments auf seine gesetzgeberischen Rechte zu Gunsten der Exekutive. Das Ermächtigungsgesetz vom 23. März 1933, das so genannte 'Gesetz zur Behebung der Not von Volk und Staat', dem der Reichstag zugestimmt hatte, gab der Regierung Hitler unumschränkte Vollmacht auf zunächst vier Jahre. Damit war die Gewaltenteilung aufgehoben und faktisch die Diktatur eingeführt. Seit 1937 wurde das Ermächtigungsgesetz mehrmals bis 1945 verlängert.

Euthanasie
 (griech. "schöner Tod")
euphemistische, also verschleiernde Bezeichnung für die Ermordung von behinderten Menschen oder Geisteskranken ("lebensunwertes Leben") durch den NS-Staat.

'Führerprinzip'
Im 20. Jh. ist die historische Bedeutung von Führer, Führerprinzip und Führerstaat untrennbar verbunden mit den Diktaturen des Faschismus, insbesondere des Nationalsozialismus und der Person Adolf Hitlers. Der Führer vereint in sich die oberste vollziehende, gesetzgebende und richterliche Gewalt und kennt keine Gewaltenteilung; er bedarf keiner Legitimation und verlangt unbedingten Gehorsam. Seine Person wird fast kultisch verehrt. Der Führerstaat funktioniert nach dem Führerprinzip: Autorität wird in der Staats- und Parteiorganisation von oben nach unten ausgeübt, Verantwortung von unten nach oben verlagert. Das Führerprinzip wird ergänzt durch die Ideologie der Volksgemeinschaft.

Genozid
Die Bezeichnung meint den national oder rassistisch motivierten Völkermord an nationalen oder religiösen Minderheiten (z. B. der Armenier in der Türkei oder der Sinti und Roma  und der Juden in der NS-Zeit)

Gleichschaltung
Verharmlosendes Schlagwort zunächst zur Umschreibung der von den Nationalsozialisten erzwungenen Umbildung von Parlamenten und Regierungen in den Ländern sowie der Gemeindeverwaltungen im März/April 1933. Anschließend erfolgte die Ausschaltung der Opposition, die Auflösung der Parteien, die Durchdringung aller politischen und gesellschaftlichen Organisationen (Gewerkschaften, Berufsverbände, Presse usw.) mit nationalsozialistischen Grundsätzen, die Besetzung der Ämter mit 'linientreuen' Parteileuten. Die Gleichschaltungspolitik ermöglichte die uneingeschränkte Diktatur des Nationalsozialismus.
Sie bedeutet die Aufhebung von Pluralismus und Menschenrechten in der Phase der Durchsetzung der NS-Herrschaft in Deutschland, als es Hitlers Regierung gelang, innerhalb weniger Monate alle politischen Gegner auszuschalten und alle staatlichen Institutionen im Sinne der Gleichschaltung zu vereinnahmen und sämtliche Lebensbereiche zu kontrollieren.

Hitlerjugend (HJ)
Nationalsozialistische Jugendorganisation, die seit 1933 nicht zuletzt durch die zwangsweise Gleichschaltung und Eingliederung anderer Jugendverbände zu einer Massenorganisation wurde, die die 14- bis 18-jährigen Jungen total zu erfassen und im Sinne der NS-Ideologie zu beeinflussen suchte. Ferner diente die Hitlerjugend offiziell der paramilitärischen Ertüchtigung'. Als Parallelorganisation zur Hitlerjugend für die gleichaltrigen Mädchen gab es den 'Bund Deutscher Mädel' (BDM).

Hitler-Stalin-Pakt
Bezeichnung für den deutsch-sowjetischen Nichtangriffspakt vom 23. August 1939, der für Hitler angesichts des bevorstehenden Überfalls auf Polen besonders wichtig war, da Stalin für diesen Fall wohlwollende Neutralität zusicherte. In einem geheimen Zusatzabkommen wurden zwischen dem NS-Staat und der UdSSR die Aufteilung Polens und die Festlegung der beiderseitigen Interessensphären in ganz Osteuropa vereinbart.

Holocaust
Diese Bezeichnung für den Völkermord (Genozid) an den Juden hat sich seit den 1970er-Jahren durchgesetzt. Im Judentum wird der Genozid der Nationalsozialisten an ihrem Volk als 'Shoah' bezeichnet.

Konkordat
Vertrag zwischen der römisch-katholischen Kirche und einem Staat. Das überraschend schnell abgeschlossene Reichskonkordat zwischen dem Vatikan und dem NS-Staat von 1933 verhalf dem Hitler-Regime zu einer inneren und äußeren Aufwertung.

Konzentrationslager (KZ)
Diese Internierungslager wurden ohne eine rechtliche Grundlage errichtet. In ihnen wurden Gruppen, die dem nationalsozialistischen Regime aus unterschiedlichsten Gründen 'lebensunwert' erschienen oder die das Regime bekämpften, inhaftiert und schwerer Zwangsarbeit, medizinischen Experimenten und Foltern unterworfen, oft mit Todesfolge; außerdem Morde und Hinrichtungen. Teilweise mussten die Gefangenen Sklavenarbeit (unter anderem für die Industrie- oder Kriegsproduktion) leisten. Die SS und manche deutsche Konzerne erzielten aus dieser Arbeit erhebliche Gewinne. Seit 1942 Erweiterung der KZs durch 'Vernichtungslager' zum Massenmord an Juden, Zigeunern u. a. Gruppen. SS-Mannschaften zur Bewachung (1945 ca. 40 000 Mann).

'Machtergreifung'
Begriff aus der nationalsozialistischen Propagandasprache. Er beschreibt selbstverherrlichend die auf Druck der konservativen Eliten erfolgte Ernennung Adolf Hitlers zum Reichskanzler am 30. Januar 1933; tatsächlich ist eher von einer 'Machtübertragung' zu sprechen.

Münchener Abkommen
Bei diesem 1938 in München geschlossenen Vertrag zwischen Deutschland, Frankreich, England und Italien wurde die Sudetenkrise im deutschen Interesse beigelegt. England und Frankreich hofften, damit den Ausbruch eines Krieges verhindert zu haben. Durch diesen Vertrag wurde die Tschechoslowakei gezwungen, überwiegend von Deutschen bewohnte Gebiete Böhmens (Sudetenland) an Deutschland abzutreten. Darüber hinaus enthielt das Abkommen aber eine Bestands- und Sicherheitsgarantie für die Tschechoslowakei, die von Hitler bereits im Frühjahr 1939 gebrochen wurde.

Nationalsozialismus
Rechtsextreme Bewegung, die als Folge der nicht bewältigten und nicht akzeptierten Kriegsniederlage nach dem ersten Weltkrieg entstand. Der Nationalsozialismus propagierte eine 'Volksgemeinschaft', betonte das Führerprinzip und war geprägt von rassistischen, imperialistischen und sozialdarwinistischen Vorstellungen. Der Nationalsozialismus lehnte die Demokratie fundamental ab.

Nürnberger Gesetze
Antisemitische Gesetze, die anlässlich des Nürnberger Parteitags der NSDAP vom Reichstag beschlossen wurden. Die deutschen Juden verloren dadurch ihre 'Reichsbürgerschaft'. Ehen und sexuelle Beziehungen zwischen Deutschen und deutschen Juden wurden unter Strafe gestellt.

'Rassenlehre'
Bezeichnung für die pseudo-wissenschaftliche Anwendung der biologischen Unterscheidung von menschlichen Gruppen ähnlicher erblicher Merkmale (z. B. der Hautfarbe) auf das gesellschaftlich-politische Leben; dabei wird die Höher- bzw. Minderwertigkeit verschiedener 'Rassen' unterstellt. Der auf das 19. Jh. zurückgehende Rassismus (Sozialdarwinismus) erfuhr im nationalsozialistischen Antisemitismus mit der systematischen Verfolgung und Vernichtung der Juden seine bisher fürchterlichste Konsequenz.

Reichsarbeitsdienst (RAD)
Seit 1935 mussten alle männlichen und weiblichen Arbeitskräfte im Alter von 18 bis 25 Jahren einen Pflicht-Dienst ableisten, u.a. Entwässerungsarbeiten, Autobahnbau; Mädchen arbeiteten in der Regel in der Landwirtschaft. Der RAD wollte die Festigung der Arbeitsmoral dienen und eine 'Volksgemeinschaft' herstellen. Im RDA arbeiteten auch Jugendliche, die keinen Ausbildung- oder Arbeitsplatz gefunden hatten.

Reichskristallnacht/ Reichsprogromnacht
Die Nationalsozialisten nahmen einen Anschlag auf einen Gesandten durch einen Juden zum Anlass, planmäßig organisierte Ausschreitungen gegen die jüdische Bevölkerung zu unternehmen. In der Nacht vom 9. Auf den 10. November wurden von der SA zahlreiche Synagogen in Brand gesetzt.

Reichstagsbrand
Am 27. Februar 1933 brannte in Berlin das Reichstagsgebäude. Marinus van der Lubbe wurde als Täter festgenommen, allerdings ist dessen Urheberschaft bis heute umstritten. Die Nationalsozialisten interpretierten den Brand als eine Verschwörung der KPD und nutzten ihn im Vorfeld der Reichstagswahlen zur systematischen Verfolgung ihrer Gegner. Die Reichstagsbrandverordnung vom 28. Februar 1933 legalisierte den Terror und die Verhaftungen (Schutzhaft) und setzte wesentliche Grundrechte der Weimarer Verfassung außer Kraft.

Reichstag
1. Seit dem Mittelalter Bezeichnung für die Vertretung der Stände im Deutschen Reich.
2. Seit 1867/1871 Bezeichnung für die Volksvertretung zunächst im Norddeutschen Bund, dann im
Deutschen Reich von 1871 bis 1945. Entscheidenden Einfluss auf die ?Exekutive konnte der Reichstag nur in der Zeit der Weimarer Republik nehmen. Im 'Dritten Reich' hatte der Reichstag nach dem Ermächtigungsgesetz nur noch dekorative Bedeutung, existierte aber bis zum Ende der NSHerrschaft fort. Heute ist das Gebäude des Reichstags in Berlin Sitz des Deutschen Bundestages.

Sekundärtugenden
Bezeichnung für zweitrangige Werte wie Pünktlichkeit, Pflichterfüllung und Ordnungsliebe, die erst dann wertvoll werden, wenn sie im Rahmen von primären Tugenden wie Gerechtigkeit und Klugheit verwirklicht werden. Im 'Dritten Reich' wurden die Sekundärtugenden gezielt missbraucht und instrumentalisiert, weshalb sie seither nicht mehr als uneingeschränkt positiv angesehen werden.

SS-Staat
Bezeichnung für die besondere Machtstellung der SS (Schutzstaffel) im nationalsozialistischen Staat. Die SS war während der NS-Herrschaft neben der Polizei und dem Militär die dritte waffentragende Organisation und verfügte über einen effizient organisierten Überwachungs- und Terrorapparat. Ihr wurden diejenigen Aufgaben übertragen, denen Hitler besondere Bedeutung zumaß: die Sicherung der Macht in Deutschland und während des Krieges in den besetzten Gebieten; die Verfolgung und Vernichtung der Juden und aller anderen zu Gegnern des NS-Systems erklärten Gruppen und Individuen. Die SS war daher die eigentliche Exekutive Hitlers.

Vernichtungslager
Seit 1941 in besetzten Ostgebieten geschaffene Sonderform der KZs zum planmäßigen Massenmord an Juden, vor allem durch Vergasung, und zwar in Chelmno, Belcec, Sobibor, Treblinka, Maidanek, Auschwitz-Birkenau. Gaskammern wurden aber auch in anderen KZs (z. B. in Grafeneck/Württemberg, Hadamar bei Limburg) verwendet.

Volksgemeinschaft
nach der Ideologie des Nationalsozialismus bestimmten nicht Interessen- oder Klassengegensätze Staat und Gesellschaft, sondern die Gemeinschaft, die sich dem Willen eines Führers unterordnet; die 'Volksgemeinschaft' wurde als die einzige 'natürliche' Lebensordnung im Staate ausgegeben. Das Prinzip der Volksgemeinschaft diente einerseits der Rechtfertigung des Verbots von Interessenorganisationen, beispielsweise von Gewerkschaften, und aller Parteien außer der NSDAP. Andererseits diente es der Verfolgung von politischen Gegnern und Minderheiten.

Wannseekonferenz
Repräsentanten des 'Dritten Reichs' und der SS klärten auf der Wannseekonferenz am 20. Januar 1942 die 'Endlösung der Judenfrage', also die Deportation und systematische Tötung aller in Europa lebenden Juden.

Warschauer Ghetto
Nachdem die SS seit Sommer 1942 aus dem etwa 400 000 Juden völlig überfüllten Ghetto täglich tausende in Vernichtungslager abtransportierte, brach hier 1943 ein Aufstand aus, der nach wochenlanger verzweifelter Gegenwehr von der SS niedergeschlagen wurde.

Widerstand
Allgemeine Bezeichnung für unbedingte Opposition gegen ein als Willkürherrschaft (Tyrannei) betrachtetes Regime. Im 'Dritten Reich' anfangs nach 1933 vor allem von Gruppen der Arbeiterbewegung (KPD, SPD, Gewerkschaften) , Intellektuellen, dann von Angehörigen der Kirchen, des Militärs und des (konservativen) Bürgertums sowie von Jugend- und Studentengruppen. Über 1 Mio. politische Gegner (darunter mehr als 100 000 Deutsche) kamen in KZs, fast 12 000 Todesurteile wurden im 'Dritten Reich' wegen 'politischer Delikte' verhängt.