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Expressionismus

Der Expressionismus ist eine der zentralen, alle Kunstgattungen umfassende Stilrichtung, die sich seit dem Beginn des 20. Jahrhunderts in Deutschland und Österreich etabliert hat. 
1905 gründet sich in Dresden die Malervereinigung "Die Brücke", die mit ihren Hauptvertretern Nolde, Kirchner, Heckel und Schmidt-Rottluff versuchte, direkte, unverfälschte Ausdrucksmöglichkeiten zu finden, um ihre Emotionen und Bedürfnisse unmittelbar auf der Leinwand bannen zu können. 
In München formiert sich vier Jahre später um Kandinsky "Der Blaue Reiter", eine Gruppe von Malern, die mit traditionellen Ästhetikvorstellungen brechen und versuchen wollte, in irrationale, unterbewußte Erlebniswelten vorzudringen.

 

Kandinsky: Impression III (Konzert) 1911

 

Erläuterungen zu den Skizzen und dem Bild: 
Die beiden Kohle-Studien aus Kandinskys Notizblock gehen aller Wahrscheinlichkeit auf den Eindruck eines Konzerts am 1. Januar 1911 zurück, das Kandinsky zusammen mit befreundeten Malern (Franz Marc, Alexej Jawlensky, Gabriele Münter) in München besucht hatte und in dem er zum ersten Mal Schönbergs Musik - dem Streichquartett op. 10 und den Klavierstücken op.11 - begegnet war. Der tiefe Eindruck, den diese Musik auf ihn machte, veranlasste den Maler, mit Schönberg in einen Briefwechsel zu treten. Die Skizzen, von denen die zweite auf der Rückseite das Datum 3.01.1911 trägt, zeigen die verschiedenen Grade der Abstraktion von der zeichnerisch festgehaltenen Aufführung der Klavierstücke bis zu deren malerisch farblicher Umsetzung.

Der musikalische Expressionismus erfährt seine ausgeprägteste Form in der sog. "Zweiten Wiener Schule" um die Trias Alban Berg, Anton (von) Webern und deren Mentor und Lehrer Arnold Schönberg. Um 1910 hatte die traditionelle Harmonik einen Punkt erreicht, an dem ihre Entwicklungsmöglichkeiten erschöpft waren und die Voraussetzungen für ein neues Konzept von Harmonik gegeben schienen, in dem traditionelle Momente wie der Bezug auf ein tonales Zentrum und die in der Unterscheidung zwischen Konsonanzen und Dissonanzen begründete Tendenz zum Fortschreiten und Auflösen von Akkorden sowie deren Bestimmung nach Klang-"Funktionen" zunehmend an Bedeutung verloren. 
Für diese Art von Harmonik ohne tonales Zentrum hat sich der (von den Gegnern abwertend gemeinte) Begriff "Atonalität" durchgesetzt. 
Wenngleich sich ähnliche Tendenzen zur gleichen Zeit auch bei verschiedenen anderen Komponisten beobachten lassen (z. B. bei dem Russen Skrjabin), ist die Geschichte der atonalen Musik in besonderer Weise mit dem Namen A. Schönberg verbunden. 
Ausgehend von der stringenten Weiterentwicklung seines traditionsverbundenen musikalischen Denkens gelangt Schönberg im Zeichen des Expressionismus zur sogenannten freien Atonalität, als deren hervorstechendstes Charakteristikum die "Emanzipation der Dissonanz" zu nennen ist, das heißt die Nivellierung der traditionellen hierarchischen Unterscheidung zwischen Konsonanzen und Dissonanzen. 
In der Kunst wie in der Ausübung müsse jede Dissonanz wesentlich sein. Wenn ein zwingendes Ausdrucksbedürfnis den Künstler zu immer reicherem Gebrauch von Dissonanzen führe, sei das zweifellos kein Zufall, so Schönberg. 
Wenn dieses Ausdrucksbedürfnis Schönberg und seine Schüler nun dazu treibt, Konsonanzen insgesamt auszuschalten, mußten sie das herkömmliche Harmoniesystem, das die Auflösung der Dissonanz in die Konsonanz verlangt, kritisch prüfen und reformieren, ja womöglich durch ein anderes ersetzen. Wie Schönberg selbst bezeugt, ist es ihm trotz aller Bemühungen nicht gelungen, das traditionelle System so zu erweitern, daß auch die neue Methode (Dodekaphonie) darin Platz fand.Es entstand die Notwendigkeit, neue Kategorien zu finden, die musikalischen Sinn zu stiften und einen Kunstcharakter zu begründen vermochten. In seiner Harmonielehre von 1911 benennt Schönberg als solche Legitimationsinstanz sein Formgefühl, durch das er intuitiv und für Außenstehende nicht in jedem Fall rational nachvollziehbar zur Gestalt seiner Werke finde. 
Losgelöst vom traditionellen Regelsystem, das früheren Komponisten einen gewissen Halt geboten hatte, erprobten Schönberg und seine Schüler neue Ausdrucksformen vornehmlich in zwei Gattungen: 
a) in dem Lied 
b) in kurzen Instrumentalstücken / Miniaturen für verschiedene Besetzungen, vom Klavier (op. 11, 1909) über das Streichquartett (2. Streichquartett op. 10, 1908) bis hin zum Orchester (5 Orchesterstücke op. 16, 1909). 
Schönberg schlägt in Überlegungen die chromatische Skala als Grundlage der Tonalität vor, aus der er im Anschluß an die expressionistische Phase seine dodekaphonische Theorie (Zwölftonmusik) herleitet. 
Wie Schönberg, Webern und Berg es um 1908 sehen, kommt die neue Harmonik einer neuen Konzentration des kontrapunktischen Denkens entgegen, das Berg als charakteristisches Merkmal der neuen Epoche ansieht.